Adolph-Kolping-Schule Dresden
19. Februar 2014
Mäßige Schulnoten, aber handwerklich geschickt: So finden Firmenchefs jetzt übers Praktikum gute Azubis!
Dresdens größte berufsbildende Förderschule vergibt an interessierte Unternehmen handverlesene Schüler
Gute Schulnoten geben noch lange keinen guten Handwerker ab: Nicht selten erweisen sich Schulstreber in der Ausbildung als Nieten. Daher sollten Firmenchefs sich auch leistungsschwächere Jugendliche genau ansehen. Im Praktikum oder bei der Probearbeit hat schon mancher junge Mensch echtes Talent gezeigt. Die Ausbildung leistungsschwacher Schüler lohnt sich für Betriebe sogar finanziell, denn Vater Staat übernimmt bis zu 60 Prozent der Ausbildungsvergütung. Die Adolph-Kolping-Schule Dresden (AKS) verrät, worauf Unternehmen achten müssen.
„Viele Jugendliche sind zu tollen Leistungen fähig, wenn man ihnen die Chance gibt“
„Viele Betriebe scheuen sich leider noch davor, leistungsschwachen Schülern eine Chance zu geben. Wir merken bei uns in der Schule jedoch tagtäglich, dass viele Jugendliche zu guten Leistungen fähig sind, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gibt und an sie glaubt. Wichtig ist natürlich auch, dass sie einen Beruf finden, der ihnen Spaß macht“, berichtet Lothar Großmann, Schulleiter der Adolph-Kolping-Schule (AKS) am Weberplatz. Die Schule ist Dresdens größte Förder- und Berufsschule. Jugendliche können hier Berufsschulunterricht in 20 verschiedenen Ausbildungsberufen sowie verschiedene berufsvorbereitende Maßnahmen absolvieren. Ausgebildet werden beispielsweise Verkäufer, Beiköche, Bürokräfte, Fachlageristen und Bauten- und Objektbeschichter. Damit die Jugendlichen die Ausbildung erfolgreich absolvieren, wird diese an der AKS auf drei statt der üblichen zwei Jahre gestreckt.
Geeignete Schüler werden handverlesen als Praktikanten an Unternehmen vermittelt
Schüler, die an staatlichen Schulen als Problemfälle gelten und es dort vielleicht niemals zum Schul- und Ausbildungsabschluss schaffen, erhalten an der Schule eine zweite Chance. Die engagierten Lehrer vermitteln geeignete Schüler sogar handverlesen ganz gezielt an Unternehmen, meist übers Praktikum im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ). „Das ist immer noch schwierig, denn das Notendenken bekommt unsere Gesellschaft schlecht aus den Köpfen heraus. Aber da wir stets ganz genau überlegen, welcher Schüler für welches Unternehmen geeignet ist, lag unsere Vermittlungsquote vom Praktikum in die Ausbildung im letzten Jahr bei stolzen zwanzig Prozent. Zudem lassen wir die Schüler und die Unternehmer auch während des Praktikums oder später während der Ausbildung nicht im Stich, sondern helfen, wo immer dies für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben notwendig ist“, berichtet Bianca Pilch, stellvertretende Schulleiterin. Einer der Schüler der AKS, bei dem es übers Praktikum im BVJ auf Anhieb mit einer Ausbildung geklappt hat, ist Martin Grzesik: Der ehemalige Förderschüler konnte sein handwerkliches Können während eines Praktikums in der Sächsischen Haustechnik Dresden KG in Klipphausen beweisen. Nun macht er seit August letzten Jahres in dem Unternehmen eine Ausbildung zum Fachlageristen.
Wichtig für eine erfolgreiche Ausbildung: Spaß am gewählten Beruf!
Im BVJ erhalten Schüler die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss nachzuholen und dabei verschiedene Berufszweige kennenzulernen. Die BVJler wählen dafür zwei Fachgebiete aus acht Berufsfeldern aus. Während des BVJ arbeiten die Schüler in den gewählten Fachbereichen sowohl theoretisch als auch praktisch. „Ziel des Berufsvorbereitungsjahres ist es, dass die Schüler herausfinden, welches Berufsbild ihnen Spaß macht, so dass sie danach mit besonders großer Motivation eine erfolgreiche Ausbildung absolvieren können. Denn nur, wer die passende Lehre findet, kann diese auch erfolgreich abschließen“, weiß Lothar Großmann. Da die Schüler in beiden Bereichen auch ein Praktikum absolvieren müssen, können sie hier den Firmenchefs ihr praktisches Talent beweisen. 17 BVJlern der Kolping-Schule ist das im letzten Jahr gelungen.
Vater Staat übernimmt bis zu 60 Prozent der Ausbildungsvergütung
Doch es könnten noch mehr sein, denn viele Unternehmer wissen noch gar nicht, dass sich die Ausbildung leistungsschwacher Schüler auch finanziell lohnt: Die Ausbildungskosten können von der Arbeitsagentur mit bis zu sechzig Prozent gefördert werden. „Damit das klappt, müssen die Jugendlichen sich bei der Arbeitsagentur den sogenannten ‚Reha-Status’ bestätigen lassen. Förderschüler erlangen diesen Status oft, und wenn dies nicht der Fall ist, unterstützen wir die Schüler natürlich, wo immer es uns möglich ist. Die Unternehmen beziehungsweise die Azubis können außerdem bei der Agentur für Arbeit sogenannte Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) beantragen. Wir beraten Unternehmen dazu gern und helfen bei den Anträgen. Wichtig ist vor allem, dass alle Anträge vor der Unterschrift auf dem Ausbildungsvertrag erfolgen“, so Bianca Pilch.
Nächster Termin, um Praktikanten auf Herz un d Nieren zu testen: 5. bis 21. März 2014
Firmenchefs, die selbst einmal einen Schüler der Kolpingschule übers Praktikum näher ins Auge fassen wollen, sollten sich in den nächsten Tagen bei der Kolpingschule melden. „In unserem laufenden Berufsvorbereitungsjahr steht das zweite Praktikum für die Schüler bereits vom 5. bis 21. März an. Danach bleibt noch genügend Zeit, um für einen Ausbildungsvertrag noch vorher rechtzeitig alle Anträge auszufüllen“, erläutert Bianca Pilch. Weitere Informationen gibt es im Sekretariat der AKS unter der Telefonnummer 0351 / 478950 sowie unter
www.aksdresden.de